Mein Sohn ist 13 Jahre alt und benutzt sein Smartphone fast ununterbrochen. Sogar bei den Hausaufgaben liegt es neben ihm. Weil seine Noten immer schlechter werden, haben wir das Smartphone sogar schon für mehrere Tage eingezogen, doch daraufhin war seine Stimmung so unerträglich, dass wir es ihm zurückgegeben haben. Was sollen wir tun?
Smartphone- und Handyentzug sind verbreitete Strafen
Sie treffen Jugendliche besonders stark, denn der Kontakt zu Gleichaltrigen läuft überwiegend über soziale Netzwerke. Ein Jugendlicher fühlt sich ohne Smartphone oder Handy wie ein auf dem Land lebender Erwachsener, dem man Auto und Führerschein weggenommen hat. Eine englische Studie aus dem Jahr 2011 besagt, dass 11% der Jugendlichen für diesen Fall ein heimliches Zweitgerät besitzen. Wir können getrost davon ausgehen, dass die Anzahl der heimlichen Zweitgeräte inzwischen deutlich höher ist. Gerade gut vernetzten Jugendlichen dürfte es zudem ein Leichtes sein, sich ein Leihgerät zu organisieren.
Handy- und Smartphoneverbote ändern das Verhalten Jugendlicher nicht
Sie können und sollten einen 13-Jährigen nicht lückenlos überwachen. Das bedeutet, dass Sie ein Handy- oder Smartphoneverbot nicht wirklich kontrollieren können. Eine langfristige Verhaltensänderung erreichen Sie nur, wenn Ihr Sohn selbst einsieht, dass er sein Verhalten ändern sollte.
Der Weg zu einer Verhaltensänderung ist nicht einfach, aber möglich.
Er sollte idealerweise in Schritten erfolgen.
1. Machen Sie Ihrem Sohn bewusst, wie oft er sich während der Hausaufgaben durch das Handy oder Smartphone ablenken lässt!
Dazu sollte mehrere Tage hintereinander während der Hausaufgaben mindestens eine halbe Stunde lang eine Strichliste geführt werden, wie oft Ihr Sohn auf Handy oder Smartphone guckt oder danach greift. Diese Aufgabe können auch Nachbarn, Freunde und Verwandte übernehmen.
Lassen Sie Ihren Sohn nach der halben Stunde schätzen, wie oft er sich mit Handy und Smartphone beschäftigt hat und vergleichen Sie seine Einschätzung mit der Strichliste. Sprechen Sie über die durch die Ablenkung verlorene Zeit und machen Sie sich gemeinsam bewusst, wie oft Ihr Sohn dadurch aus seiner Konzentration gerissen wurde. Gehen Sie die während dieser Zeit erledigten Hausaufgaben durch und stellen Sie fest, wie genau Ihr Sohn gearbeitet hat.
2. Erklären Sie konkret, warum eine lange Smartphone- oder Handynutzung problematisch ist!
Wie sehr sich die Handy- und Smartphonenutzung auf den Schulerfolg auswirkt, hängt nämlich auch davon ab, was genau damit gemacht wird. Relativ harmlos ist es, wenn nur gechattet oder Musik gehört wird.
Problematisch sind neben der zeitraubenden Dauer der Nutzung vor allem zwei Faktoren:
2.1. Das blaue Licht der Bildschirme hält wach.
Es zwingt ein durch das Lernen müdes Gehirn, sich zu konzentrieren. Als Folge kann das Gelernte weniger gut ins Langzeitgedächtnis transportiert werden, außerdem schläft Ihr Sohn dadurch zu spät ein.
2.2. Spannende Spiele oder YouTube-Videos gleich nach dem Lernen löschen einen Teil des frisch Gelernten
Denn das Gehirn kommt nach dem Lernen nicht zur Ruhe. Bewegte, spannende Bilder verfolgt das Gehirn automatisch mit großer Konzentration. Das ist dann ein bisschen so, als würde man mit einer Feuerspritze in einem Raum wüten, in dem noch nicht alles richtig eingeräumt ist.
TIPP
- Nach dem Lernen sollten idealerweise 1 Stunde keine Spiele gespielt oder Filme geguckt werden.
Handeln Sie als realistischen Kompromiss wenigstens eine halbe Stunde aus! - Gehen Sie mit gutem Vorbild voran!
Lesen Sie zu diesem Thema auch meinen Blogartikel Digitale Medien und Lernen!