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Unsere Tochter Lena, 7, wurde in meinen Augen zu früh eingeschult. Nun ist sie bereits in der 2. Klasse und ist oft das Schlusslicht und frustriert.

Eigentlich wollte ich für Lena noch ein Kindergartenjahr, aber ich habe mich überreden lassen, sie in die Schule zu schicken. Das habe ich schnell bereut. Lena hat im ersten Schuljahr oft von Stress gesprochen.

Sie ist noch sehr verspielt und auch rein physiologisch viel mehr Erst- als Zweitklässlerin.

Ich möchte sie sehr gerne ab Februar zurück in die erste Klasse schicken. Damit sie ein gutes Fundament hat und Zeit gewinnt zum Reifen.

Leider reagiert Lena darauf mit Ablehnung – und ihr Vater möchte eher, dass Lena kämpft und dass wir sie dabei bestärken…

 

So wie Sie Ihre Tochter beschreiben, wäre es auf jeden Fall sinnvoll, Lena zum Halbjahr in die 1. Klasse zurückzustufen.

Dass Lena jetzt mit Ablehnung reagiert, ist vollkommen normal. So eine Zurückstufung ist bei den Kindern meistens mit Angst besetzt und wird zum Teil sogar heftig abgelehnt. Diese Angst verfliegt in der Regel schon am ersten Tag in der neuen Klasse. Es geht also eher um die Angst, sich in eine neue Klassengemeinschaft einfügen zu müssen als darum, unbedingt in der alten Klasse mit den belastenden Anforderungen zu bleiben.

Falls Lena in der Klasse, in die sie zurückgestuft werden soll, schon Kinder kennt, zum Beispiel aus dem Kindergarten, wäre es sehr sinnvoll, diese Bekanntschaften/Freundschaften aktiv zu stärken. Kinder, die wissen bzw. denen bewusst ist, dass sie in der neuen Klasse schon ein paar Kinder kennen, haben deutlich weniger Angst.

In den ersten beiden Klassen werden die fundamentalen Grundlagen gelegt, auf denen dann aufgebaut wird. Wenn ein Kind in der 2 Klasse schwer zu kämpfen hat und nicht zurückgeht bzw. die 2 Klasse wiederholt, wird dieser Kampf das Kind wahrscheinlich die ganze Schulzeit hindurch begleiten – und auch das Familienleben immer wieder bestimmen.

Wenn Lena jetzt in die 1. Klasse zurückgeht, sollte das nicht bedeuten, dass sie sich dann wie in einer Hängematte ausruht und nicht mehr kämpft, im Gegenteil.

Gerade nach einer Zurückstufung ist es wichtig, dass das Kind zu kämpfen lernt und durch das Zurückgehen eine Chance hat, seinen Kampf auch als erfolgreich zu erleben.

Erfolgreich zu sein löst bei jedem Menschen Glücksgefühle aus. Eines der größten Probleme permanent überforderter Kinder ist, dass sie sich nicht als selbstwirksam erleben. Das bedeutet, dass sie sich zwar immer wieder anstrengen, aber trotzdem höchstens minimale Erfolge erzielen können. Wenn ein Kind das zu lange und zu oft erlebt, besteht die Gefahr, dass es aufgibt.

Wenn ein Kind hingegen erlebt, dass seine Anstrengungen auch tatsächlich sichtbare Erfolge zeigen, wird es dadurch angespornt, sich auch weiterhin anzustrengen, denn es sieht einen Sinn in seinen Anstrengungen und erlebt sich als selbstwirksam.

Diesen Mechanismus liebevoll in Gang zu bringen, ist Ihre Aufgabe als Eltern. Eventuell kann Ihr Mann sich für diesen Aspekt begeistern.

Wer einen Marathonlauf erfolgreich zu Ende bringen will, darf sich nicht schon auf den ersten paar Metern völlig verausgaben. Dann reicht die Kraft nicht bis zum Ende. Wer hingegen gut trainiert startet und mit seinen Kräften haushaltet, kommt mit einer viel besseren Zeit ins Ziel. Dies gilt auch für die Schullaufbahn.

In diesem Sinne wünsche ich Lena viel Erfolg und hoffe, dass Sie mit diesen Argumenten Ihre Familie überzeugen können!

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