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Immer wieder versuche ich, meinen Sohn (12) zum Lesen zu bewegen, aber es wird einfach nichts. In seinem Bücherregal sind bestimmt neun Bücher, die er sich im letzten Jahr selbst ausgesucht und trotzdem nicht gelesen hat. Stattdessen daddelt er stundenlang. Er meint, beim Chatten würde er auch lesen und schreiben.

Mehr als 80 % aller 12-13-Jährigen besitzen heutzutage ein Smartphone. Damit haben sie nicht nur Zugriff auf das Wissen der Welt, sondern auch einen Zugang zu Spielen und Internetforen. Schon im Jahr 2015 verbrachten 12-Jährige im Schnitt über zwei Stunden nur mit Chatten.

Das Lesen von Chat-Nachrichten funktioniert auch mit ungenauem, oberflächlichen Lesen!

Denn Chat-Nachrichten sind in der Regel kurz und wenig komplex. Das Gehirn muss sich nicht anstrengen, um sie zu verstehen. Auch ist es nicht nötig, über mehrere Zeilen oder gar Seiten einen roten Faden zu verfolgen.

Das Lesen von Büchern dagegen erfordert sowohl Zeit als auch Konzentration.

Und beides fehlt vielen Jugendlichen. Das Chatten ist für sie die Verbindung zu den Gleichaltrigen. Viele fühlen sich schon unsicher, wenn ihr Smartphon nicht eingeschaltet neben ihnen liegt.

Jedes Klingeln des Smartphones, jede neue Nachricht, die sogleich angezeigt wird, lässt die Konzentration zusammenbrechen.

Das betrifft sowohl das Erledigen der Hausaufgaben als auch das Lesen eines längeren Textes. Eine Studie belegt, dass ein Smartphone sogar ablenkt, wenn es ausgeschaltet neben den Schülern liegt.

Ein Smartphoneverbot provoziert Widerstand und Auflehnung

Das Smartphone ist gerade für Jugendliche das Kontaktmedium zu Gleichaltrigen. Wenn man es ihnen komplett wegnimmt oder verbietet, schließt man sie automatisch aus ihrer Gruppe aus. Lust auf Lesen ensteht so nicht!

Das eigentliche Problem ist nicht das Chatten und auch nicht das Smartphone, sondern die lange Zeit, die viele Jugendliche damit verbringen. Denn diese Zeit fehlt fürs Lernen, fürs Lesen und bei einigen Jugendlichen sogar fürs Schlafen.

Die Zeit, die mit dem Smartphone verbracht wird, wird von vielen Jugendlichen massiv unterschätzt.

  • Machen Sie Ihrem Sohn bewusst, wie viel Zeit er mit dem Smartphone verbringt!

    Lassen Sie ihn dafür schätzen, wie viel Zeit er täglich für die Smartphonenutzung braucht und besprechen Sie, die Nutzungsdauer probehalber auf diese Zeit zu begrenzen. Das geht mit speziellen Apps. Runden Sie ruhig um 10 oder 15 Minuten auf.
    Eine ständige Nutzungsbeschränkung ist nur bei jüngeren Schülern sinnvoll. Ältere Schüler werden so eine Beschränkung nicht akzeptieren und Wege finden, sie zu umgehen.
    Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Smartphone ausgeht, lange bevor Ihr Sohn das erwartet. Die meisten Jugendlichen sehen dann ein, dass das ständige In-Bereitschaft-Sein ein Problem ist. Falls Ihr Sohn das nicht einsieht, sollten Sie Hilfe bei einer Drogenberatungsstelle einholen.

Zeiten wie das Präteritum und komplexe Satzkonstruktionen kann nur verwenden, wer regelmäßig liest.

Denn beides kommt fast nur in der Schriftsprache vor. Wenn wir erzählen, sagen wir: „Ich bin gekommen, ich habe ihn gebeten…“ Wir schreiben aber: „Ich kam, ich bat ihn…“ Gerade das Präteritum von bitten und bieten ist für Schüler, die wenig lesen, ein Problem.

  • Fragen Sie Ihren Sohn gezielt nach diesen Formen! Es ist wichtig, dass ihm seine Lücken bewusst werden, denn dann ist er eher bereit, etwas zu ändern.

Suchen Sie gemeinsam nach einem geeigneten Lesestoff!

Sie müssen dazu keine Bücher kaufen. Gehen Sie lieber in die Bücherei und lassen Sie sich dort beraten. Wenn ein Buch doch nicht spannend ist, kann es einfach zurückgegeben werden.

Achten Sie darauf, dass in dem Buch auch tatsächlich das Präteritum verwendet wird!

Einige Kinder- und Jugendbuchautoren vermeiden das Präteritum und schreiben im Perfekt, der Zeit für das mündliche Erzählen, weil Sie denken, dadurch verständlicher zu sein.

Geschichten, die zu einem Computerspiel gehören, haben keinen Höhepunkt.

Stattdessen erzählen Sie in jedem Kapitel von neuen Angriffen, die abgewehrt werden müssen. Durch diese Lektüre lernen Schüler nicht, wie man eine Geschichte aufbaut.

Kurze Geschichten sind am Anfang leichter zu bewältigen als ein ganzes Buch.

Vielen Schülern gefallen die Geschichten von den Schildbürgern oder von Till Eulenspiegel. Auch Ratekrimis eignen sich gut. Lassen Sie sich in der Bücherei beraten!

Und nicht zuletzt:

Gehen Sie mit gutem Beispiel voran!

Gerade Jugendliche reagieren kritisch und ungehalten, wenn Sie etwas tun sollen, was ihre Eltern auch nicht tun.

  • Legen Sie Ihr Smartphone ebenfalls weg! Am besten, für den gleichen Zeitraum wie Ihr Sohn!
  • Lassen Sie auch einmal den Fernseher aus und lesen Sie selbst ein Buch, am besten eines, das Sie sich ebenfalls aus der Bücherei ausgeliehen haben!

 

Lesen Sie zu dem Thema auch: Handy, Smartphone und Computer – Wie verträgt sich das mit dem Lernen?

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