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Unser 8-jähriger Sohn hat ADS und große Konzentrationsprobleme. Wir haben es auch mit Medikamenten (Medikinet) versucht, aber er hat nicht darauf angesprochen.

An drei Tagen geht er in die Ganztagesbetreuung. Immer wieder hat er trotzdem keine oder nur schlampig gemachte Hausaufgaben, ist total hibbelig und hüpft umher wie ein Flummi.

An den Tagen, an denen er zuhause bleibt, ist seine Unkonzentriertheit meist nicht ganz so schlimm.

Nicht jedes Kind spricht auf Ritalin bzw. den Wirkstoff Methylphenidat an, ungefähr 30% sind sogenannte Non-Responder. Manchmal werden dann andere Medikamente wie Strattera mit dem Wirkstoff Atomotexin oder, sehr viel seltener, Amphetamine verabreicht. Meistens müssen die Kinder es jedoch ohne Medikament schaffen, sich zu konzentrieren.

Die Konzentrationsfähigkeit lässt sich neben ausreichendem Schlaf über folgende äußere Faktoren beeinflussen: Ernährung, Bewegung und Körperhaltung. Dazu kommt dann noch die richtige Arbeits- und Lerntechnik.

1. Ernährung

Immer wieder begegnen mir in meiner Praxis Kinder, die mit extremer Unkonzentriertheit auf Zucker, weißes Mehl und Kartoffeln reagieren. Eine Ernährungsumstellung auf Vollkornprodukte führt ohne jede weitere Maßnahme oft zu einer Leistungssteigerung von 1 bis 2 Noten. Diese Leistungssteigerung erzielen auch Geschwisterkinder, die gar nicht bei mir in der Lerntherapie sind.

Eltern berichten, dass ihre Kinder, sobald konsequent jede Form von Einfachzucker weggelassen wird, nicht mehr so aufgedreht und hibbelig sind, wie Sie auch Ihren Sohn beschreiben. Wenn die Kinder aufgedreht aus der Schule kommen, ist deshalb die erste Frage: „Was hast du gegessen?“ Häufig gab es zum Nachtisch Pudding, oder es gab Kartoffeln, die ebenfalls schnell viel Glukose ins Blut abgeben.

Probieren Sie am Wochenende aus, was Ihr Sohn morgens essen mag. Schon eine Ernährungsumstellung an Tagen von angesagten Arbeiten bringt einen Effekt und ist besser als nichts.

Diese Lebensmittel geben schnell viel Glukose ab, behindern Konzentration und lassen Kinder aufdrehen

  • Süßigkeiten, Pudding, Kinderjoghurt/Fruchtjoghurt, Eis
  • Crunchy-Müsli, Müsliriegel, Cornflakes und Müsli mit Zucker
  • Brot mit Nutella, Schokocreme, Marmelade oder Honig (Der Effekt lässt sich durch Vollkornbrot/Vollkornknäckebrot und dünnen Aufstrich abmildern)
  • Süße Limonaden, Cola, Eistee, unverdünnte Fruchtsäfte, Kakaogetränke
  • Traubenzucker, Fruchtzucker
  • Kartoffeln als Hauptsättigungsbeilage bzw. Kartoffelprodukte (Pommes, Gnocchi, Chips)
  • Weißmehlprodukte, dazu gehören auch Fertigpizza und Laugengebäck!
  • Bananen alleine. Der Effekt lässt sich abmildern, wenn man sie als Brotaufstrich/Brotbelag verwendet oder sie in ungesüßten Joghurt oder Quark schneidet.
  • Fruchtdicksäfte wie Agavensirup, Birnendicksaft und vergleichbare, alternative Süßungsmittel
  • Süße Trockenfrüchte wie Rosinen, Datteln, Aprikosen. Einen niedrigeren Zuckeranteil haben getrocknete Äpfel oder Apfelchips.
  • Auch Energie-Getränke enthalten meist viel Zucker. Wegen des hohen Koffeingehaltes sind Energie-Getränke grundsätzlich für Kinder ungeeignet.

2. Bewegung

Gerade Kinder mit ADS brauchen regelmäßig die Möglichkeit, sich auspowern zu können. Hampelmann vor dem offenen Fenster, Liegestützen oder ein paar gerannte Runden um den Tisch verbessern die Konzentration augenblicklich.

Kinder mit ADS sind noch mehr als andere auf regelmäßige Bewegung, möglichst an frischer Luft, angewiesen. Sportvereine sind zusätzlich sehr hilfreich.

Kinder, die selbst zur Schule laufen, sind grundsätzlich konzentrierter!

3. Körperhaltung

Ein Kind, das mit rundem Rücken über seinen Aufgaben sitzt oder gar liegt, ist grundsätzlich weniger konzentriert als ein Kind, das gerade sitzt. Denn mit einer angespannten Körperhaltung signalisieren wir unserem Gehirn, dass wir wach sind und uns konzentrieren müssen. Mit einer entspannten Körperhaltung signalisieren wir das Gegenteil, nämlich dass Entspannung dran ist.

Fragen Sie:

  • „Wie hockt eine Katze vor dem Mauseloch, wenn sie die Maus fangen will?“
  • „Wie liegt die Katze da, wenn sie die Maus gefressen hat?“

 

Fazit:

Probieren Sie aus, wie Ihr Sohn auf eine Ernährungsumstellung reagiert. Wenn er selber merkt, dass er sich dann besser konzentrieren kann, wird er eher bereit sein, auf süße Lebensmittel zu verzichten. Seien Sie dabei nicht zu streng. Wenn ein Kind überhaupt keine Süßigkeiten bekommt, wird es heimlich versuchen, an Süßigkeiten zu kommen. Backen Sie am Wochenende gemeinsam oder spendieren Sie abends ein Stück Schokolade oder Gebäck. Vermeiden Sie dabei die besonders süßen Produkte für Kinder!

Gehen Sie mit gutem Beispiel voran! Das gilt nicht nur für die Ernährung, sondern auch für die Bewegung und die Körperhaltung.

Eine geeignete Lern- und Arbeitstechnik, bei der innerlich mitgesprochen wird, ist grundsätzlich für ein konzentriertes Arbeiten unumgänglich.

 

Lesen Sie zu dem Thema auch folgende Blogartikel:

Fördern Traubenzucker & Co die Konzentration?

Sollen wir unserer Tochter Ritalin geben?

Wie funktioniert die Konzentration bei Aufmerksamkeitsstörungen (AD(H)S)?

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