Es gibt Kinder, die gerne üben oder sich zumindest nicht dagegen sträuben. Wenn Sie so ein Kind bei sich zuhause haben, herzlichen Glückwunsch! Allerdings funktionieren nicht alle Kinder so.

Seit Anbeginn arbeiten Menschen daran, Arbeit zu vermeiden oder zumindest zu vereinfachen

Wir verdanken diesem Bestreben unsere Werkzeuge, die Industrialisierung mit ihren Maschinen und Robotern, die modernen Verkehrsmittel sowie die gerade stattfindende digitale Revolution.

Kinder sind wahre Meister der Arbeitsvermeidung

Die Vielfalt der dafür eingesetzten Strategien kann so manchen Unternehmensberater blass und einfallslos aussehen lassen.
Kinder haben darüber hinaus ein geradezu magisches Gespür für den richtigen Zeitpunkt. An einem Tag, an dem der Abfluss verstopft ist, Sie für den Schulbazar am nächsten Tag einen Kuchen backen müssen, Ihr Hund draußen etwas Unverträgliches gefressen hat und kotzt, Ihre Mutter/Schwiegermutter anruft und unbedingt wissen will, was sie zum Geburtstag/zu Weihnachten schenken soll, Ihre Katze stolz eine lebende Maus mitten im Wohnzimmer aussetzt und gleichzeitig noch der Paketbote klingelt, sind die Bedingungen für einen Streik geradezu ideal.

Bleiben Sie ruhig!

Atmen Sie tief durch, denken Sie an den letzten Urlaub, an einen schönen Sonnenuntergang, an die ersten Sonnenstrahlen im Frühling und arbeiten Sie alles nacheinander nach Dringlichkeit ab.
Bilden Sie sich nicht ein, dass Sie multitaskingfähig sind.

Multitasking kostet zusätzliche Zeit und lässt Sie Fehler machen!

Sagen Sie Ihrer Mutter/Schwiegermutter, dass es jetzt nicht geht und legen Sie auf beziehungsweise nehmen Sie gar nicht erst ab.
Schicken Sie ein Kind, um das Paket in Empfang zu nehmen.
Stülpen Sie ein Glas über die Maus, bevor die die Ritzen unter den Regalen entdeckt und sich dort versteckt.
Wischen Sie die Hundekotze auf, bevor jemand hineintritt und das Zeug im ganzen Haus verteilt.
Rufen Sie eine Rohrreinigungsfirma an.
Falls Ihre Kinder, von dem Gefühl erfüllt, inzwischen Freundschaft mit der Maus geschlossen zu haben, von Ihnen verlangen, augenblicklich in den Wald zu fahren und die Maus dort auszusetzen, fern von der räuberischen Katze, so erklären Sie ruhig und bestimmt, dass die Maus in der Nähe ihr heimisches Mauseloch hat und dorthin zurückmöchte.
Lassen Sie Ihre Kinder die Katze festhalten, während Sie ein Stück festes Papier unter das Glas mit der Maus schieben und die Maus nach draußen entlassen. Halten Sie es aus, dass die Katze den Kindern entwischt und hinterherspringt.
Lassen Sie die Rollläden herunter beziehungsweise ziehen Sie die Vorhänge zu und haben Sie kein schlechtes Gewissen, auf diese Weise den eigentlich doch so positiven Naturbeobachtungsgeist Ihrer Kinder im Keim zu ersticken.
Knipsen Sie das Licht an.
Öffnen Sie dem Rohrreiniger die Tür und stellen Sie ihm einen Eimer zur Verfügung. Bilden Sie sich nicht ein, dass Sie ihm helfen, indem Sie bewachend neben ihm stehen.
Fragen Sie Nachbarn, Freunde oder Verwandte, ob Sie Ihnen helfen und einen (einfachen!) Kuchen für Sie backen können beziehungsweise kleben Sie sich eine Notiz, dass Sie am nächsten Morgen einen kaufen müssen, an die Tür.
Fordern Sie das Kind, das die Textaufgabe nicht verstanden hat, auf, die Aufgabe genau zu lesen und sich die Geschichte, die in der Textaufgabe beschrieben wird, vorzustellen.

Machen Sie sich bewusst, was Sie jetzt schon alles erledigt haben!

Verabschieden Sie den Rohrreiniger und freuen Sie sich über den freien Abfluss!
Streicheln Sie Ihre Katze, Ihren Hund, Ihr Meerschweinchen, Ihren Partner/Ihre Partnerin, die Blätter der Zimmerpflanze und, sofern dies technisch möglich ist, nehmen Sie das Kind, das nicht üben will, in den Arm.

 

 

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