Eines der Grundprobleme von Schülern mit Rechenschwäche besteht darin, dass sie kein Bild eines Zahlenstrahles verinnerlicht haben, bei dem die Zahlen in Schreibrichtung, also nach rechts, immer größer und größer werden.

Ohne ein Bild vom Zahlenstrahl kann kein Kind lernen zu rechnen.

Denn beim Addieren und Subtrahieren gehen wir sozusagen auf dem Zahlenstrahl spazieren. Beim Addieren gehen wir nach oben, beim Subtrahieren gehen wir nach unten.
Leider ist die Zeit, die in der 1.Klasse für den Zahlenaufbau zur Verfügung steht, für manche Kinder zu kurz. Ihnen fehlt damit eine wichtige Grundlage.
Und obwohl viele Eltern mit viel Geduld und viel Material versuchen, ihren Kindern ein Verständnis für Mengen zu vermitteln und ihnen das Addieren und das Subtrahieren zu zeigen, fehlen meistens Übungen am Zahlenstrahl.

So können Sie mit Ihrem Kind üben:

Besorgen Sie sich ein ganz normales Metermaß. Dann nehmen Sie ein kleines Tier oder einen Stickie, um damit auf dem Metermaß zu hüpfen. Ein kleines Plüschtier, das mit der Schnauze auf die Zahlen zeigt, geht auch.

Mit Erstklässlern hüpfen Sie zunächst von Zahl zu Zahl bis zur 20 oder 30, je nachdem, wie weit Ihr Kind zählen kann. Erst mehrere Male vorwärts, dann rückwärts. Dabei sollte jede Zahl deutlich gesprochen werden. Mit Zweitklässlern hüpfen Sie bis zur 100 und zurück und  dann gleich in 2-er-Schritten.

Sobald die 1-er-Schritte auch rückwärts gut funktionieren, lassen Sie Ihr Kind mit dem Tier 2-er-Schritte hüpfen. Ausgangspunkt ist die 0, erste Station ist die 2. Wieder erst ein paarmal vorwärts und dann rückwärts. Ihr Kind darf dabei die Zahl dazwischen flüsternd sprechen und den 2-er Schritt dann wieder laut.

Parallel dazu können Sie Hefte  mit Von Punkt zu Punkt-Übungen besorgen. Bei Erstklässlern mit Rechenproblemen sollten am Anfang nur Punkte bis 30 verbunden werden. Bei Zweitklässlern können Sie in der Regel bis 100 gehen.

Lassen Sie zuerst die Punkte von 1 bis 30 bzw. 100 von unten nach oben verbinden. Wichtig ist dabei, dass nicht nur schnell schnell die Linien gezogen werden, sondern dass jede Zahl beim Verbinden sorgfältig und deutlich gesprochen wird.

Sobald das klappt, sollten die Punkte rückwärts miteinander verbunden werden. Ausgangspunkt ist die höchste Zahl. Wieder sollten die Zahlen beim Verbinden deutlich gesprochen werden.

Versuchen Sie dann, ob Ihr Kind die Zahlen von 10, 20 oder 30 ausgehend auch rückwärts sagen kann, ohne ein Maßband vor den Augen zu haben. Gehen Sie bei den Versuchen behutsam vor, fordern Sie Ihr Kind aber auch ein bissen. Wenn etwas eindeutig zu schwer ist, gehen Sie erst einmal zu einer einfacheren Übung und dem Maßband zurück.

Auf diese Weise können Sie Ihrem Kind den Zahlenraum bis 100 erschießen. Erst in 1-er Schritten vor und zurück, dann in 2-er Schritten mit einer geflüsterten Zahl dazwischen, zuerst mit den geraden Zahlen, danach auch mit den ungeraden Zahlen.

Dann lassen Sie Ihr Kind 5-er-Schritte hüpfen. Nehmen Sie bei den 5-er Schritten immer die 0 als Ausgangspunkt: 5, 10, 15, 20, 25…

Zum Schluss lassen Sie Ihr Kind das Tier auch in 3-er Schritten (mit 2 geflüsterten Zahlen dazwischen) hüpfen. Für die 3-er Schritte müssen Sie unbedingt erst einmal wieder das Maßband benutzen.

Wählen Sie ganz unterschiedliche Zahlen als Ausgangspunkt und lassen Sie Ihr Kind mit den kleinen Tier dann ca. 30 Zahlen hoch und runter hüpfen. !

Üben Sie täglich 5 – 10 Minuten. Einige Kinder brauchen über 2 Monate, um ein Bild des Zahlenstrahls zu verinnerlichen. Bauen Sie auch Übungen ins Spielen ein: Lassen Sie Ihr Kind im Garten oder am Strand in 2-er-Schritten hüpfen und dabei die Zahlen sagen. Lassen Sie es eine Reihe aus 20 oder 30 Muscheln legen und daran mit einer besonders schönen Muschel entlanghüpfen.

Wenn Sie eine Zahlenreihe aus Muscheln oder Steinen legen, fehlt die Beschriftung. Achten Sie deshalb darauf, dass die Muscheln in einem langen Strahl liegen, aber angeordnet in 5-er- und 10-er-Päckchen. Also ungefähr so:

ooooo ooooo   ooooo ooooo   ooooo ooooo   ooooo ooooo   …

Wenn Sie Übungen in Spiele einbauen, gilt diese Zeit trotzdem als Übungszeit!

Denken Sie daran, dass Ihr Kind lange dranbleiben muss! Wenn es das Gefühl hat, immerzu nur zählen zu müssen, wird das schwierig.

Geben Sie nicht auf! Jedes Kind lernt das!

 

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