Konzentrationstrainings sind gerade ziemlich angesagt

Sie werden sowohl von Arztpraxen auf Krankenschein als auch von den unterschiedlichsten Therapeuten zum Selbstzahlen angeboten und sind meist nicht ganz billig.

Am bekanntesten ist das Marburger Konzentrationstraining, das es inzwischen in drei Versionen gibt: für Kindergarten- und Vorschulkinder, für Schulkinder und für Jugendliche. Pro Version gibt es einen sehr erschwinglichen Ordner mit Anweisungen für Therapeuten und Arbeitsblättern. Die Verkäufe des Marburger Konzentrationstrainings, boomen ebenso wie die speziellen Fortbildungen für Trainer und Therapeuten. Auch ich habe im Rahmen meiner Lerntherapeutenausbildung ein solches Training absolviert.

 

Das Marburger Konzentrationstraining ist ein verhaltenstherapeutisches Training

Die Kinder und Jugendlichen lernen, genau hinzugucken, sich selbst genaue Anweisungen zu geben und alles grundsätzlich noch einmal zu kontrollieren. Außerdem gibt es Entspannungsübungen mit Fantasiegeschichten.

Beides ist durchaus sinnvoll und gehört in jede AD(H)S-Verhaltenstherapie.

Dennoch werden leider nicht in allen Studien wirklich nennenswerte Erfolge nachgewiesen.

Warum aber ist das so?

 

Kinder übertragen Erlerntes nicht von selbst auf einen anderen Bereich

Konzentrationstrainings arbeiten mit nicht-schulischen Material. Dadurch können Kinder aus unterschiedlichen Klassenstufen gemeinsam an einem Training teilnehmen.

Leider werden die erlernten Techniken meistens nicht zusätzlich mit schulischem Material aus dem Problemfach des Kindes vertieft. Bei mir sind wiederholt Kinder in die Lerntherapie gekommen, die perfekt Konzentrationstrainingsaufgaben lösen konnten, aber dennoch an Textaufgaben scheiterten oder keinerlei Vorstellung davon hatte, wie sie Grammatikregeln lernen und anwenden sollten.

Deshalb gehört bei mir zu jedem Konzentrationstraining die Übertragung der Techniken auf das Problemfach dazu. Dennoch hat mich einmal ein Schüler gefragt: „Also, Sie meinen, das soll ich jetzt wirklich auch in Mathe so machen?“ Er war dabei sehr nachdenklich und konzentriert und man sah ihm an, wie seltsam er das fand, obwohl wir die Techniken sehr gründlich auch mit schulischen Aufgaben geübt hatten.

 

Nicht jedes Konzentrationstraining übt tatsächlich die Konzentration

Viele Hefte mit Konzentrationsaufgaben, die unter dem Titel Konzentrationstraining verkauft werden, sind ohne Anweisung nicht mehr als ein netter Zeitvertreib. Und nett finden diese Aufgaben in erster Linie Kinder, die sich gut konzentrieren können.

 

Informieren Sie sich, was genau in dem Konzentrationstraining trainiert wird

Achten Sie darauf, dass auch tatsachlich ein strukturiertes Arbeitsverhalten eingeübt wird. Das brauchen Kinder und Jugendliche mit AD(H)S. Achten Sie darauf, dass das Konzentrationstraining eine Informationsveranstaltung für Eltern beinhaltet. Sie müssen wissen, was das Kind gelernt hat und wie es jetzt arbeiten und wie es seine Konzentration halten soll.

Kinder und Jugendliche mit AD(H)S müssen in einem Konzentrationstraining lernen, ganz konkret ihr Arbeits- und Lernverhalten zu ändern. Kinesiologische Übungen allein helfen dabei nicht.

  • Konzentrationstrainings können sinnvoll sein. Achten Sie darauf, dass die gelernten Techniken in den schulischen und häuslichen Bereich übertragen werden.
  • Seien Sie sich dessen bewusst, dass ein Konzentrationstraining allein nicht ausreicht, um wirklich etwas zu ändern. Es kann jedoch ein Baustein sein.

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