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Unsere Tochter geht in die dritte Klasse und verdreht immer noch ständig die Zahlen. Oft rechnet sie richtig, aber schreibt das Ergebnis dann verdreht auf. Wir haben schon ganz viel versucht, aber dann klappt es doch wieder nicht.

Ihre Tochter ist nicht die Einzige, die Zahlen verdreht, also Einer und Zehner in der verkehrten Reihenfolge aufschreibt. Jüngere Schüler verdrehen Zahlen auch beim Lesen, ältere Schüler hauptsächlich beim Aufschreiben.

Das Verdrehen der Zahlen hängt damit zusammen, wie unsere Zahlwörter aufgebaut sind:

Wir sage vier-zehnsieben-und-drei-ßig, fünf-und-acht-zig, sprechen also erst den Einer und dann den Zehner. Bei den Ziffern schreiben wir dagegen erst den Zehner und dann den Einer (14, 37, 85).

Oft wird Schülern, die Zahlen verdrehen, vorgeschlagen, beim Aufschreiben der Ziffern erst hinten den Einer zu schreiben und danach, wie beim Sprechen, davor den Zehner hinzuzufügen.

Manchmal hilft das. Aber schon bei dreistelligen Zahlen wird das schwierig.  Auch ändert das Aufschreiben entsprechend des gesprochenen Zahlwortes nichts daran, dass wir in unserer Vorstellung zuerst an die Zehner denken und erst danach an die Einer. Das entspricht auch allen bildlichen Darstellungen der Zahlenmenge in den Schulbüchern, bei denen auch zuerst die Zehner und erst danach die Einer abgebildet werden.

  • Zahlwort und Zahlenvorstellung passen im Deutschen nicht logisch zusammen.

Rechenerfolg und Rechengeschwindigkeit hängen jedoch eng damit zusammen, wie die Zahlwörter aufgebaut sind. Je kürzer die Zahlwörter in einer Sprache sind, desto schneller rechnen die Schüler. Je schwieriger die Zahlwörter sind, desto mehr Fehler gibt es beim Rechnen.

  • Am effektivsten würde man den Schülern helfen, indem man die Zahlwörter in Einklang bringen würde mit der Vorstellung, die wir von den Zahlen haben.
    Würden wir zehnvier statt vierzehn sagen, dreißigsieben satt siebenunddreißig, achtzigfünf statt fünfundachtzig
    würde kaum ein Schüler mehr die Zahlen verdrehen. Ganz nebenbei würde auch das Rechnen schneller gehen, weil durch den Wegfall des Wortes und die Zahlen kürzer wären und Schüler beim Rechnen weniger lange Wörter im Kopf hin und her wälzen müssten.

Leider wird das voraussichtlich niemals geschehen. Wir müssen also überlegen, wie wir die Schüler am erfolgreichsten durch diese nicht wirklich perfekte Zahlenwelt kriegen:

Falls Ihr Kind gelernt hat, zuerst den Einer zu schreiben und dann davor den Zehner, und wenn es damit – meistens – zurechtkommt, belassen Sie es dabei.

Jede neue Veränderung der Schreibweise bringt nur noch mehr Chaos und noch mehr Fehler!

Ich persönlich halte nicht viel davon, für das Kind spezielle Methoden des Zahlenaufschreibens einzuführen. Oft kommen Kinder mit den verschiedenen Methoden durcheinander, z.B. wenn ein anderes Kind an der Tafel rechnet und die Zahlen anders herum aufschreibt. Davon abgesehen kann das Grundproblem so nicht gelöst werden: Der fehlende Einklang zwischen Zahlenvorstellung und Zahlenschreibweise wird dadurch nicht hergestellt und bei drei- und mehrstelligen Zahlen wird es kompliziert.

Bei mir in der Praxis hat sich folgende Methode bewährt:

  1. Aufbau eines sicheren Zahlenverständnisses: Es muss klar sein, was Einer sind und was Zehner und welche Wertigkeit sie jeweils haben.
  2. Beim Schreiben schreibe ich ganz normal die vordere Ziffer zuerst. (Es sei denn, die Schule geht anders vor. Dann ist die in der Schule übliche Schreibreihenfolge zu beachten!)
  3. Das Problem des fehlenden Einklangs wird bewusst gemacht, aber nicht problematisiert. Es hilft Schülern nicht, über Unabänderliches zu klagen!
  4. Den Schülern wird bewusst gemacht, wie wichtig es ist, dass sie sich beim Aufschreiben der Zahlen konzentrieren!

Mangelnde Konzentration ist die häufigste Ursache für das Verdrehen der Zahlen!

Auch bei Ihrer Tochter vermute ich als Ursache für die Zahlendreher mangelnde Konzentration. Wäre die Ursache eine Rechenschwäche, würde Ihre Tochter nicht so oft richtig rechnen und den Fehler nur beim Aufschreiben der Zahl machen!

Gerade am Ende einer Aufgabe lässt jedoch die Konzentration in der Regel nach. Dann haben die Schüler das Gefühl, es gleich geschafft zu haben und neigen dazu, sich einige Augenblicke zu früh zu entspannen – und schwups steht die Zahl verkehrt herum auf dem Papier.

  • Schüler, die zu Zahlendrehern neigen, müssen angehalten werden, die aufgeschriebenen Zahlen und besonders ihr Endergebnis immer noch einmal ganz bewusst zu kontrollieren und auf verdrehte Ziffern zu überprüfen!

 

Ein Kommentar

  1. Ich kann Sie beruhigen, ihre Tochter ist nicht etwa dumm, nein, Sie ist zu schlau die dumme deutsche Zählweise zu adaptieren, welche logisch nicht schlüssig ist.

    Der Deutsche zählt ab 100 erst 101,102,109 durch und addiert dazu dann die Zehnerstelle. bei zwei Stellen vertauscht der Deutsche dann Zehner und Einser Stelle – (auch ich verschreibe mich regelmässig beim Notieren von dreistelligen Zahlen!) bis auf die Franzosen mit ihrer absurden,historisch gewachsenen x-mal zwanzig Zählweise wohl eine der wenigen Sprachen die nicht von hinten nach vorn oder von vorn nach hinten durchzählen.

    Eintausend-zweihundert-dreißig-und fünf – wäre eigentlich die in-sich logische Zählart. von groß zu klein, 1000er-100er-10er+1er

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