Viele denken, dass sich Kinder und Jugendliche mit AD(H)S, also mit einer Aufmerksamkeitsstörung, nicht konzentrieren können. Das stimmt so aber nicht. Sie können sich nämlich durchaus konzentrieren, aber Konzentration funktioniert bei ihnen anders
Kinder und Jugendliche mit AD(H)S können sich sehr gut konzentrieren, wenn sie sich für etwas interessieren.
Dann schaffen sie es sogar, über einen längeren Zeitraum eine 100-prozentige Konzentration aufrechtzuerhalten. Sie können das beobachten, wenn ein Kind spielt oder wenn es sich mit seinem Lieblingsthema beschäftigt, vielleicht mit Vulkanen, mit einer bestimmten Tierart oder mit Rittern. Diese totale Konzentration nennt man Hyperfocus.
Wenn Kinder und Jugendliche mit AD(H)S sich für ein Thema nicht interessieren oder/und die Lehrkraft nicht mögen, sinkt die Konzentration ganz rapide, und zwar auf nur ca. 30%.
Sogar dann, wenn sie willig sind und wissen, dass sie aufpassen müssen. Eine Aufmerksamkeit von 30% entspricht ungefähr der Konzentration, die man aufbringt, wenn man aus dem Auto- oder Zugfenster guckt. Das reicht kaum, um überhaupt mitzubekommen, um welches Thema es in der Schulstunde geht.
Kinder und Jugendliche ohne AD(H)S bringen es unter den gleichen Bedingungen dagegen auf ca. 70% Aufmerksamkeit.
Man bezeichnet AD(H)S auch als Anpassungsstörung.
Denn Kinder und Jugendliche mit AD(H)S können sich durchaus konzentrieren, sie haben aber Probleme, ihre Konzentration immer an die Gegebenheiten anzupassen.
Die Konzentrationsspanne ist oft nur kurz.
Die mühsam aufgebaute Konzentration verabschiedet sich, bevor eine Aufgabe bis zum Ende bearbeitet ist.
- Lassen Sie Ihr Kind mitsprechen, was es tun soll. So kann die Konzentration länger gehalten werden!
Auch die hohe Ablenkbarkeit erschwert die Konzentration.
Sobald ein Auto vorbeifährt oder ein Mitschüler Quatsch macht, werden diese Kinder regelrecht aus ihrer Konzentration katapultiert. Das liegt daran, dass sie Störungsreize nicht gut wegfiltern können. Der neue Reiz ist stärker als die bestehende Konzentration. Nur im Hyperfocus kann das anders sein.
- Ablenkende Reize müssen mit großer Anstrengung bewusst weggefiltert werden. Das ist nicht nur schwer, das erfordert auch viel Kraft, die dann für das Lösen einer Aufgabe nicht mehr zur Verfügung steht.
- Je unruhiger das Lernumfeld ist, je lauter die Klasse, desto schwerer fällt die Konzentration.
Die Konzentrationsfähigkeit lässt sich zum Glück steigern.
Ein erster Schritt ist, gerade und dadurch mit einer gewissen Muskelanspannung zu sitzen. Die Nerven signalisieren damit dem Gehirn, dass jetzt Wachheit angesagt ist. Schüler, die halb auf dem Tisch liegen, signalisieren dagegen ihrem Gehirn, dass jetzt Entspannung dran ist. Da das Gehirn ein Weltmeister im Energiesparen ist, fährt es unter solchen Bedingungen seine Aktivität und somit auch die Konzentrationsfähigkeit sofort herunter.
- Fragen Sie Ihr Kind:
Wie sitzt eine Katze vor einem Mauseloch, aus dem jeden Augenblick eine Maus herauskommen kann?
Wie sitzt die Katze, wenn sie die Maus gefangen hat und sich jetzt entspannt?
- Jugendliche können sich angewöhnen, während der Schulstunde immer wieder Stichpunkte zu notieren. Dadurch fällt es leichter, am Unterrichtsgeschehen dranzubleiben und die Konzentration zu halten.
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