Lars geht auf die Realschule und kommt nach den Sommerferien in die 7.Klasse.  In Mathe ist er richtig gut, aber in Englisch schafft er nur ganz knapp noch einen Dreier.  Ich denke, dass wir eigentlich während der Sommerferien Englisch üben müssten, damit er nicht völlig den Anschluss verliert. Aber er sträubt sich schon jetzt, wenn ich Vokabeln abfragen will.

Sprachen nehmen es ganz besonders übel, wenn man den bisherigen Stoff nicht beherrscht

Englisch ist, wie Sie richtig erkannt haben, ein Lernfach,  bei dem man den alten Stoff nicht einfach abhaken und vergessen darf. Ich erlebe immer wieder Schüler, die regelrecht entsetzt darüber sind, dass sie sich noch mit dem Present Progressive auskennen sollen, obwohl sie doch inzwischen beim Present Perfect sind.

In den Ferien jeden Tag 20-30 Minuten Englisch zu üben wäre ideal, doch ist das meistens unrealistisch

Leider haben in der Regel genau die Schüler am wenigsten Lust zum Üben, die es am dringendsten brauchen. Ein sich sträubender, unwilliger Jugendlicher lernt und behält jedoch schlecht. Es besteht auch immer die Gefahr, durch zu viel Druck eine Totalverweigerung auszulösen.
Deshalb ist es zuallererst wichtig, Lars davon zu überzeugen, dass er sich auf das Üben einlässt. Dafür müssen Sie ihm ein Stück entgegenkommen:

  1. Während eines Jugendcamps oder/und des Familienurlaubes muss nicht geübt werden.

Das würde sowíeso nicht funktionieren. Meistens bleibt jedoch ausreichend Ferienzeit übrig, um einen Schüler, der dabei ist, auf eine Vier abzurutschen, wieder in sicherere Bahnen zu bringen.

  1. Die Übungszeit wird auf 30 Minuten begrenzt.

Das muss reichen. Lars steht nicht auf einer 4- oder einer 5. Das heißt, er hat das meiste schon halbwegs verstanden, wird aber wahrscheinlich viele Vokabeln nicht mehr sicher wissen und vor allem nicht  korrekt schreiben können und bei Grammatikübungen eher raten, anstatt Grammatikregeln anzuwenden.
Achten Sie aber darauf, dass in dieser Zeit auch wirklich effektiv geübt wird!

Vokabeln sollten nicht am Computer gelernt werden

Das ist nämlich weniger effektiv als mit Papier und Stift. Lesen Sie dazu auch meinen Blogartikel Handy, Smartphone und Computer – Wie verträgt sich das mit dem Lernen? Das Abfragen von Vokabeln sollte bei allen lebenden Sprachen immer schriftlich erfolgen. Es reicht völlig aus, beim Abfragen das deutsche Wort vorzugeben und so das fremdsprachliche abzufragen. Wenn ein Schüler das kann, beherrscht er auf jeden Fall auch die andere Richtung.

Zu den Vokabeln gehören auch die Sätze

Die Sätze zu lernen ist wichtig, weil dadurch gelernt wird, wie die Wörter im Satz verknüpft werden müssen. Die Schüler können dann Teile dieser Sätze als Satzbausteine beim Sprechen und vor allem beim Schreiben verwenden. Als Mutter eines Sechstklässlers wissen Sie, wie viel Wert auf das korrekte, freie Schreiben gelegt wird.

Die Grammatik sollte nicht nur wiederholt, sondern insbesondere das Anwenden der Grammatikregeln geübt werden.

Dafür gibt es  Bücher mit Lösungen. Noch wichtiger als das Finden der korrekten Lösung ist, dass Lars erklären kann, warum er sich für diese und nicht für eine andere Form entschieden hat. Er sollte seine Entscheidung also begründen können. Nur so stellen Sie sicher, dass er nicht geraten hat, sondern tatsächlich gelernt. Und nur dann wird er die Grammatik in der Schule auch korrekt anwenden können.

Machen Sie nicht alles selbst, sondern lassen Sie, wenn möglich, andere mit Lars üben!

Das entspannt die Situation meistens. Falls Sie Großeltern oder andere Verwandte in der Nähe haben, die zu dieser Aufgabe bereit sind, wäre das sehr von Vorteil. Auch Nachhilfelehrer können segensreich sein. Sie sollten aber auf jeden Fall besprechen, wie der Nachhilfelehrer arbeiten wird und  auf was er seinen Schwerpunkt legt.

Bücher mit englischem Text für Schüler ab Mitter der 6. Klasse

Mehrere Verlage bieten spannende Bücher für Jugendliche an, die teilweise oder ganz auf Englisch sind und schon nach 11/2 bis 2 Jahren Englisch gelesen werden können. So schleifen sich Redewendungen und Grammatikggebrauch ganz nebenbei ein!
Diese Bücher gibt es auch in größeren Stadtbüchereien. Fragen Sie gezielt danach!

Tipp:

  • Arbeiten Sie nicht gegen Lars, sondern mit ihm. Besprechen Sie gemeinsam, dass er in Englisch gerade immer schlechter wird und suchen Sie mit ihm nach einem Weg, das zu ändern!
  • Lassen Sie sich dabei nicht auf Versprechungen ein. Im nächsten Schuljahr besser lernen zu wollen, ist ein guter Vorsatz, der in den Ferien nicht weh tut. Bestehen Sie darauf, dass schon jetzt etwas passieren muss. Machen Sie Lars an konkreten Beispielen bewusst, wo seine Lücken sind.
  • Kontrollieren Sie zeitnah, was er gelernt hat. Loben Sie seine Anstrengung, seien Sie aber auch ehrlich, wenn er nur in die Luft geguckt oder sein Blatt vollgekritzelt hat, aber nicht wirklich gelernt. Erinnern Sie ihn daran, dass Lernen immer inneres Mitsprechen ist!
  • Wenn das Lernen klappt, darf Lars auch belohnt werden. Was er für erfolgreiche Anstrengungen bekommen kann, sollten Sie gemeinsam in der Familie besprechen.

Bitte beachten Sie, dass diese Tipps für Pubertierende gelten, nicht für Grundschüler mit einer Rechenschwäche oder einer LRS!

 

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