Meine ältere Tochter geht in die zweite Klasse und hat Rechenschwäche. Meine jüngere Tochter ist vier. Jetzt habe ich Angst, dass auch sie Rechenschwäche bekommt. Gibt es Möglichkeiten, wie ich das verhindern kann?
Rechenschwäche hat mehrere Ursachen. Zwillingsstudien zeigen jedoch, dass unsere Gene mitbestimmen, wie schwer oder leicht uns das Rechnen fällt. Von daher ist Ihre Sorge schon berechtigt. Allerdings gibt es durchaus Möglichkeiten, das Mengen- und Zahlenverständnis von Kindern bereits früh zu fördern.
Ringe unterschiedlicher Größe und Bauklötze sind nicht nur Babyspielzeug!
Leider wird beides häufig schon früh wieder aus dem Kinderzimmer verbannt.
Anhand von Ringen unterschiedlicher Größe machen Kinder die Erfahrung von größer und kleiner. Bauklötze müssen exakt übereinander gestapelt werden, um im Gleichgewicht zu bleiben. Für eine Wand brauche ich Bauklötze gleicher Höhe. Bauklötze können nicht in der Luft hängen und Türme kippen schnell um, wenn ich große, breite Klötze auf kleine, schmale Klötze stelle.
All diese für uns selbstverständlichen Erfahrungen müssen Kinder erst erwerben!
Kaufmannsladen
Spielen Sie mit Ihrem Kind Kaufmannsladen. Kaufen Sie bei Ihrem Kind auch einmal mehrere gleiche Dinge ein. Das können Kaufmannsladenfrüchte sein oder auch Stifte oder Perlen der gleichen Größe oder Farbe. Kaufen Sie bei jüngeren Kindern bis zu fünf gleiche Dinge ein und lassen Sie sich die abzählen. Steigern Sie das bis zum Schulalter auf mindestens zehn. Kindere mit Rechenschwäche zählen oft, so wie sie ein Gedicht aufsagen und verbinden mit den einzelnen Zahlen keine konkrete Menge.
Bezahlen Sie. Sie können dazu Spielgeld nehmen, aber auch Muscheln aus dem letzten Urlaub oder anderes Fantasiegeld. Stellen Sie dann fest, dass Sie zu viel oder zu wenig gekauft haben und berichtigen Sie Ihren Einkauf. Besprechen Sie gemeinsam, ob Sie jetzt noch etwas dazuzahlen müssen oder ob Sie Geld zurückkriegen. Dabei kommt es nicht auf exakte Zahlen an, sondern nur darauf, dass mehr Dinge mehr kosten und weniger Dinge weniger.
Um dem Spiel mehr Spielcharakter zu geben, können Sie auch ein Plüschtier oder eine Puppe einkaufen lassen.
Lassen Sie Ihre Kinder selber teilen!
Falls es Süßigkeiten gibt, braucht nicht jedes Kind eine eigene Tüte, sondern ihre beiden Töchter können sich eine Tüte teilen. Geteilt werden können auch Kirschen, Beerenfrüchte oder Nüsse.
Wenn Sie als Elternteil das Teilen übernehmen, gibt es natürlich weniger Konflikte. Was Teilen bedeutet, lernen Kinder jedoch am besten, indem sie es selber tun. Sie lernen so auch, dass man das Ergebnis einer Aufgabe kontrollieren kann, indem jeder noch einmal nachzählt.
Spielen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern Würfel- und Brettspiele!
Lassen Sie dabei Ihre Kinder nicht mogeln, sondern bestehen Sie darauf, dass jede Spielfigur auch tatsächlich nur so viele Felder vorrückt, wie Punkte gewürfelt wurden. Auch bei diesen Spielen haben wir eine Verknüpfung von Menge, Zahlwort und der Anzahl der Felder, die eine Spielfigur vorrücken darf.
Sie selber dürfen mogeln, um damit ihren Sieg abzuwenden. Allerdings dürfen auch Sie niemals weniger Felder laufen, als der Würfel anzeigt. Sie dürfen aber dem Würfel wie unabsichtlich noch einmal einen kleinen Stups geben und dafür sorgen, dass eine ungünstigere Zahl oben liegt.
Lassen Sie Ihre Kinder Laufrad fahren, Fahrrad fahren, auf Baumstämmen balancieren und auf Bäume klettern!
Ein Kind, das seinen Körper im Gleichgewicht halten kann, versteht leichter, was gleich viel bedeutet.
Sorgen Sie für Alltagserfahrungen!
Backen Sie gemeinsam und lassen Sie Ihre Kinder auch abmessen und abwiegen! Das dauet zwar länger, macht Kindern aber meistens viel Spaß.
Lassen Sie Ihr Kind sein Eis auch einmal selber kaufen! Mit einem Schulkind können sie, je nachdem, was es schon kann, auch überlegen, wie viel eine Kugel Eis kostet und ob es sich von dem Geld, das es hat, auch zwei Kugeln Eis leisten kann.
Messen Sie die Zeit, die ein Kind braucht, um eine bestimmte Strecke zu rennen oder um ganz schnell um den Tisch zu krabbeln. Wiederholen Sie den Vorgang und vergleichen Sie, ob das Kind langsamer oder schneller war.
Kinder mit einer Anlage zur Rechenschwäche vermeiden oft Spiele, bei denen das Gefühl für Zahlen oder das Gefühl für die Lage im Raum gefördert wird
Oft puzzeln und bauen sie nicht gerne und haben wenig Spaß an Memory.
Spielen Sie gemeinsam als Familie, dann haben auch Ihre Kinder mehr Spaß! Achten Sie darauf, dabei immer wieder Spiele zu spielen, die Ihre Kinder von sich aus richtig gerne spielen! Wenn Sie nur Lernspiele spielen, verlieren Ihre Kinder schnell die Lust am gemeinsamen Spielen!
Melden Sie Ihren Töchtern zurück, was sie gut können!
Stärken Sie die Stärken Ihrer Kinder! Zeigen Sie, wie stolz Sie auf sie sind! Für die Entwicklung Ihrer Kinder ist es nicht gut, wenn das Augenmerk immer nur auf den Schwächen liegt.
Wie bei so vielem im Leben kommt es auch hier auf ein gewisses Gleichgewicht an.